Wie hört sich ein Abenteuer an? Keine leichte Frage, die wohl jeder Mensch individuell für sich etwas anders beantworten würde. Genau mit diesem Thema beschäftigt sich derzeit die Tonstudio-AG des Gymnasiums Schramberg. Für die zehn Schüler ist Abenteuer eine quietschende Tür, Stimmengeflüster und dazu ein lauter, immer schneller werdender Herzschlag.
Mit dieser Tonaufnahme bewarben sie sich mit AG-Leiter und Musiklehrer Thomas Kuhner für das Programm Hörforscher. „Wir sind bereit für ein Abenteuer!“, rufen sie abschließend. Das sahen auch die Organisatoren so, die Schramberger sind mit dabei.
Das gemeinsame Programm des Netzwerks Junge Ohren, der Stiftung Zuhören und der PwC-Stiftung richtet sich an Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis zehn. Die Jugendlichen werden laut Internetseite für Klänge und Geräusche ihrer Umwelt sensibilisiert und verwirklichen Ideen künstlerisch und medial – oder wie Kuhner es beschreibt: „Es ist forschendes Lernen im Bereich der Klänge.“ Das Projekt besteht aus zwei Programmteilen – die Tonstudio-AG nimmt als eine von acht Schulgruppen an jenem der „Klangforscher“ teil, in dem die Aufgabe darin besteht, das vorgegebene Thema „Abenteuer“ in Form einer Audio-Produktion umzusetzen – die Wahl der Schramberger Schüler fiel auf ein rund fünfminütiges Hörspiel.
Vergangene Woche nun wurden eine Schülerin aus der neunten und neun Schüler aus der zehnten Klasse von Montag bis Donnerstag vom Unterricht freigestellt und stürzten sich auf das Thema. Hilfe bekamen sie dabei von Pia Fruth, Radioreporterin beim SWR und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen, die Kuhner bei einer ersten Teilnahme bei dem Programm 2019 kennengelernt hatte. Zudem brachte sie Lena Lipps und Antonia Lehn mit, für die die Projektbegleitung Bestandteil ihrer Bachelorarbeiten der Medienwissenschaften ist.
Von dem theoretischen Vermitteln der Grundlagen eines Hörspiels – Welche Geschichte wird erzählt? Welche Bausteine gehören zu einem Spannungsbogen? – über das Entwickeln der Protagonisten – Welche Charakterzüge hat wer? Gibt es den typischen Draufgänger als Anführer? – bis zum Schreiben der einzelnen Szenen und Dialoge oder dem Aufnehmen erster Atmosphären-Tondateien entwickelten die Schüler im Lauf der Tage ihre Geschichte. Dabei kommt „eine Gruppe Schüler mysteriösen Vorgängen im Schulkeller auf die Schliche.“
Ende März nun wird die AG nach Tübingen reisen und im Studio bei Pia Fruth die Dialoge einsprechen sowie das Produkt im Schnitt finalisieren. Im Juni geht es dann für zwei Tage nach Berlin, wo in einer großen Hörforscher-Veranstaltung die Ergebnisse aller Teilnehmer vorgestellt sowie in einigen Kategorien ausgezeichnet werden. „Was mir an diesem Projekt und der AG am meisten bedeutet, ist, wie individuell Talente der Jugendlichen gefördert werden können. Manche Schüler, die sonst vielleicht eher ruhig sind, blühen hier richtig auf“, sagt ein stolzer AG-Leiter.
Das bestätigen die Schüler: „Leo Bargenda (10d) freut sich über die Erkenntnisse im technischen Bereich und das praktische Arbeiten mit den Geräten, außerdem „ist es spannend, den Entwicklungsprozess eines Hörspiels mitzuerleben.“ Sich beispielsweise mit Verkabelungen auszukennen, sei ein guter Beitrag zum Allgemeinwissen, ergänzt Marius Steinwandt (10c), und die AG könne beispielsweise die Umsetzung des Schulfests mit begleiten, freut sich Eva Rempp (10c). Auch die Bachelor- Studentinnen nehmen die Erfahrungen gerne mit: „Es ist verrückt, nach sechs Jahren Theorie, davon zwei Jahre mit Corona, jetzt hier mit den Schülern zu sitzen und das Projekt mit ihnen ausarbeiten zu können. Wir waren anfangs schon etwas aufgeregt, aber hätten uns dafür keine tollere Klasse und keinen besseren Lehrer vorstellen können“, schließt Antonia Lehn.
Fabian Riesterer (Schwarzwälder Bote)