Besuch der Gedenkstätte Grafeneck

03Inmitten der Schwäbischen Alb erhebt sich das ehemalige Jagdschloss des Herzogs von Württemberg, das Anfang des 20. Jahrhunderts an den Staat verkauft und dann als Heim der Samariter für behinderte Menschen genutzt wurde. Doch 1939 begann hier das Euthansie-Programm der Nationalsozialisten, die Ermordung "lebensunwerten Lebens", wie es in der menschenverachtenden Sprache des Regimes hieß.
Herzlich begrüßt von den Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte Grafeneck verteilten sich die Schülerinnen und Schüler unserer 9.Klassen in ihre Gruppenräume, wo ihnen anschaulich nahegebracht wurde, wie das "Krüppelheim" 1939 in ein Todeslager umgestaltet worden ist, in dem im Laufe der nächsten Monate über 10.000 Menschen vergast wurden.
Mithilfe von harmlos erscheinenden Meldebögen ermittelt, wurden die Menschen mit einem geistigen Handicap von den anfangs roten, später grauen anstaltseigenen Bussen von den verschiedenen Einrichtungen in v.a. Baden-Württemberg abgeholt und unmittelbar nach dem Eintreffen in Grafeneck in der neu errichteten Gaskammer ermordet. Die Hinterbliebenen, so erfuhren die Schüler*innen im einleitenden Vortrag, erhielten dann Wochen später eine Sterbeurkunde mit einer erfundenen Todesursache und - so gewünscht - eine Urne mit den vermeintlich sterblichen Überresten ihres geliebten Angehörigen, wobei diese jedoch irgendwelche Asche enthielt.
In Workshops hatten dann die Schüler*innen die Möglichkeit, sich unter anderem anhand von Originaldokumenten mit einzelnen Opferbiografien, aber auch mit den Tätern vertraut zu machen. Erschüttern war nicht nur zu sehen, wie lebensfrohen Menschen eben dieses Leben genommen worden ist, sondern auch, wie nüchtern und teilnahmslos Täter*innen später von ihren Morden berichteten.
Beim abschließenden Besuch der Gedenkstätte wurde einem einmal mehr das Grauen bewusst, was hier herrschte. Viele Schüler*innen hinterließen in der Mauer der Gedenkstätte persönliche Botschaften, die sie auf kleine Zettel schrieben.
Heute wohnen und arbeiten an diesem Ort wieder Menschen mit geistigen Behinderungen und chronisch psychischen Erkrankungen.

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