Mahnung zum Frieden

Rede am VolkstrauertagBereits zum siebten Mal wirkten Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte mit einem Vortrag an der Gestaltung der Gedenkfeier zum Volkstrauertag mit, die diesmal wieder am Mahnmal für die Opfer der beiden Weltkriege auf dem Friedhof Talstadt stattfand.
Angesichts der Entwicklungen weltweit hatten wohl alle Beteiligten den Wunsch, sich in ihren Wortbeiträgen neben Trauer und Gedenken vor allem mit dem Thema Frieden zu beschäftigen. Dies wurde bereits in der Ansprache von Frau Kunst deutlich, in der sie empfahl, aus Beispielen friedlichen Zusammenlebens im Alltag Kraft zu schöpfen. Sie wies auf die Aufgabe hin, die diesem Gedenktag zukommt: die Erinnerung an die schrecklichen Folgen von Kriegen weiterzuzugeben, verbunden mit der Mahnung, den Dialog zu suchen. Daher sei es erfreulich, wenn sich junge Menschen damit auseinandersetzten, wie etwa der Leistungskurs des Gymnasiums. Die Schülerinnen und Schüler nahmen den inhaltlichen Faden auf und trugen ihre persönlichen Gedanken zu verschiedenen Texten und Zitaten bekannter Dichter und Persönlichkeiten vor, mit denen sie auf ihre Weise daran erinnerten, welches Leid durch Kriege verursacht wird und dass alle dazu aufgerufen sind, mit ihrem Verhalten dafür zu sorgen, dass sich diese leidvollen Erfahrungen früherer Generationen nicht wiederholen. Dies sei nur durch die Bereitschaft zum Dialog und durch vehementes Eintreten für den Frieden zu erreichen. Frieden sei die wahre Antwort, so die erste Rednerin der Gruppe, Dema Adwan, die eine entsprechende Aussage Albert Einsteins anführte, um ihre Sicht zu unterstreichen.
Rede am VolkstrauertagIndem Jannis King mit Willy Meurers „Stoßgebet eines Deutschen“ daran erinnerte, dass in Deutschland mehrere Generationen der jüngeren Vergangenheit unter Kriegserfahrungen leiden mussten, nun aber seit einigen Jahren Frieden herrscht, drückte er einerseits seine Bestürzung darüber aus, dass man sich gegenwärtig wieder sehr konkret über Krieg Gedanken machen müsse, andererseits aber auch seine Hoffnung, dass es gelingen möge, ihn zu verhindern.
Mit Brechts bewusst schlicht gehaltenem Gedicht „Die Bitten der Kinder“ wies Samuel Pfaff darauf hin, dass die Angst vor einem Krieg bei jungen Menschen wieder greifbarer wird und mahnte, dass der Wunsch nach Frieden im Mittelpunkt aller Überlegungen stehen sollte.
Matteo Hölig trug daraufhin das Gedicht „Friedensfeier“ von Marie Luise Kaschnitz vor und gab damit zu bedenken, dass Frieden für viele Menschen, etwa in der Ukraine, eine Wunschvorstellung ist und dass er dankbar sei, in einem Land und in einer Zeit zu leben, in dem Frieden und Freiheit herrschen. Zwischen den Zeilen gab er damit aber auch zu verstehen, dass auch Umstände eintreten können, die den Traum vom Frieden in weite Ferne rücken lassen.
Eine deutliche Absage an den Krieg und einen Appell, ihm mit aller Macht entgegenzutreten, verband Asya Bildircin zum Abschluss mit einem Auszug aus Wolfgang Borcherts letztem Text „Dann gibt es nur eins!“, der seine Wirkung ebenso wenig verfehlte wie ihre mahnenden Gedanken, etwa dass Menschlichkeit im Krieg am Ende auf der Strecke bleibt und dass es darum gehen müsse, den Frieden zu bewahren und Krieg zu vermeiden.
Anschließend legten Frau Kunst und Dekan Rüdiger Kocholl am Mahnmal einen Kranz nieder, während die Stadtmusik Schramberg das Musikstück „Ich hatt´ einen Kameraden“ spielte. Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses wissen, dass in ihrer Generation kaum jemand den Volkstrauertag kennt. Sie sind sich auch dessen bewusst, dass er in der bisherigen Form für diejenigen, die noch persönlich um Menschen trauern, die ihr Leben im Krieg verloren haben, noch eine große Bedeutung hat. Damit er jedoch auch für ihre Altersgenossen und für künftige Generationen seine Wirkung als Mahnung zum Frieden und Impulsgeber für ein friedvolles Miteinander behält – was sie als wichtig und erhaltenswert erachten - muss sich die Form des Gedenkens ändern. Davon sind sie fest überzeugt – und sie hoffen, dass sich mit ihnen andere junge Menschen auf den Weg machen, darüber nachzudenken, wie diese aussehen könnte.

Jürgen Hallmeyer

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